sehr geehrte Damen und Herren,
das Jahr 2015 geht zu Ende und jeder von Ihnen wird seine ganz persönliche Bilanz ziehen, sich fragen, was dieses Jahr für ihn und seine Familie gebracht hat und Freud und Leid bedenken.
Jeder von uns wird aber auch auf eine Welt schauen, die aus den Fugen geraten zu sein scheint. Kriege, Terrorangriffe und Naturkatastrophen beherrschen die Schlagzeilen der Medien. Bilder von flüchtenden, hungernden und frierenden Kindern, Frauen und Männern werden zum Alltag. Auf der einen Seite wächst die Hilfsbereitschaft vieler Menschen in unserem Land. Auf der anderen Seite werden Ängste geschürt, Flüchtlinge bedroht und ihre Unterkünfte in Brand gesetzt.
Unser Land steht im 25. Jahr seit der staatlichen Einheit vor Herausforderungen, deren Ausmaß wir alle im Moment vielleicht noch gar nicht überblicken können. Wir brauchen Mut, Großherzigkeit, Ideen, Engagement und auch viel, sehr viel Geld, um so vielen Menschen mit einer anderen Kultur, Religion und Tradition eine Chance zu geben, gemeinsam mit uns zu leben. Das wird nicht ohne Probleme ablaufen, Sorgen und Ängste werden bei vielen Menschen wachsen. Vorurteile werden immer wieder neue Nahrung finden. Die Hauptlast wird aber nicht bei uns liegen, sondern bei den Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, um ihr Leben und das ihrer Familien zu retten und nun in einer fremden Welt ein neues Zuhause – für kurze oder längere Zeit oder für immer – zu finden.
Ich werde bei der nächsten Sitzung des Vorstands unseres Trägervereins die Frage aufwerfen, welche Schlussfolgerungen wir für unsere Programmgestaltung 2016 aus dieser besonderen Situation ziehen wollen.
Angesichts all dessen fällt es mir schwer, am Ende des Jahres 2015 über unsere Erfolge sowie unsere großen und kleinen Sorgen im Institut zu schreiben. Ich will es dennoch in aller Kürze versuchen. Im Mittelpunkt unserer Veranstaltungstätigkeit stand in dem zu Ende gehenden Jahr das Thema „25 Jahre deutsche Einheit“. Zu den Vortrags- und Gesprächsabenden sind zu uns gekommen: der ehemalige Generalsuperintendent Martin-Michael Passauer, der ehemalige Konsistorialpräsident Dr. Manfred Stolpe, Bischof a. D. Prof. Axel Noack, der ehemalige Minister der von Lothar de Maizière geleiteten letzten DDR-Regierung Prof. Dr. Hans Joachim Meyer und der Linken-Politiker Dr. André Brie. Höhepunkt im Leben des Instituts war wie in den zurückliegenden zwei Jahren auch die Verleihung des Horst-Dähn-Preises. In diesem Jahr haben wir damit Dr. habil. Anke Silomon für ihre Leistungen bei der Erforschung der Geschichte der Kirchen im 20. Jahrhundert, speziell in der DDR, ausgezeichnet.
In diesem Jahr konnten wir der Öffentlichkeit keine neue Institutspublikation präsentieren. Umso erfreulicher ist es, dass der Buchverkauf von Institutspublikationen deutlich zugenommen hat. Dazu haben insbesondere das Buch von Valentin Schönherr über seine Großmutter Hilde Schönherr und die Lebenserinnerungen von Superintendent i. R. Günter Kuhn beigetragen. Zu einem schönen Erlebnis wurde auch in diesem Jahr die Institutsexkursion in den Harz mit Übernachtung im Evangelischen Zentrum Kloster Drübeck.
Ein Wort zur finanziellen und personellen Situation des Instituts: Dank der vielen Spenden und der stabilen Mitgliedsbeiträge konnten wir alle unsere Vorhaben finanziell absichern. Dabei haben wir am Prinzip der strengen Sparsamkeit keine Abstriche zugelassen. Möglich war dies zudem nur durch das Engagements der vielen ehrenamtlichen Helfer. Rechenschaft darüber wird die Schatzmeisterin bei der nächsten Mitgliederversammlung geben.
Die Suche nach einer personellen Lösung für die Übernahme der Leitung des Instituts geht weiter und sollte 2016 zu einem Ergebnis führen. Hier sind nicht nur der Vorstand und der derzeitige Leiter gefragt, sondern alle, denen die Zukunft des Instituts am Herzen liegt. Sorgen macht uns zudem der Umstand, dass wir durch Tod und Krankheit Mitstreiter verlieren, die über Jahre das Niveau unserer Veranstaltungen mitbestimmt und an Projekten und Publikationen mitgearbeitet haben. Ich denke vor allem an OKR Martin Ziegler, an Prof. Jürgen Henkys und an Dr. Rosemarie Schumann, die in diesem Jahr für immer von uns gegangen sind.
Liebe Freunde und Förderer, sehr geehrte Damen und Herren, leider kann ich Ihnen heute noch nicht unser Arbeitsprogramm für 2016 präsentieren. (Die Einladung zu unserer ersten Veranstaltung im neuen Jahr liegt diesem Schreiben bei.) Darüber wird die nächste Mitgliederversammlung unseres Trägervereins entscheiden. Ich möchte Sie bitten, uns dazu Ihre Gedanken und Vorschläge mitzuteilen. Zudem würde ich mich sehr freuen, wenn Sie sich entschieden, bei uns ehrenamtlich mitzuarbeiten und bereit wären, ihre spezifischen Erfahrungen und Interessen bei uns einzubringen.
Mir bleibt nur, Ihnen allen für Ihr Mittun und Ihr Interesse an unserer Arbeit zu danken und Ihnen und Ihren Familien ein schönes Weihnachtsfest und uns allen ein friedlicheres 2016 zu wünschen.
Ihr
Joachim Heise