2017

20.12.2017 Weihnachtsbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde und Förderer des Instituts,

2017 - was war das für ein Jahr? Das fragt sich nicht nur "Die Zeit" in ihrer jüngsten Ausgabe, sondern das fragen sicher auch Sie sich, wenn Sie auf das zu Ende gehende Jahr zurückschauen.

Ein Blick auf unser Land, auf Europa und die Welt gibt Anlass zur Sorge. Vielen Menschen in unserem Land geht es gut. Und dennoch wachsen Angst vor der Zukunft, Rücksichtslosigkeit gegenüber unserem Nächsten, Feindschaft und Gewalt gegenüber Menschen, die arm dran sind, weil sie vor Krieg, Terror und Elend geflüchtet sind. Viele Menschen in Europa setzen sich für eine Stärkung des europäischen Gemeinschaftsgefühls ein. Und dennoch nehmen die Streitigkeiten zwischen den europäischen Ländern zu. Viele Menschen in der Welt engagieren sich für ein friedliches Zusammenleben der Völker, für die Beseitigung von Armut und Hunger, für den Schutz unserer natürlichen Umwelt. Und dennoch ist 2017 unsere Welt nicht friedlicher, nicht gerechter und nicht lebenswerter für alle geworden.
Auch wir im Institut schauen zurück auf ein Jahr, in dem wir gute Arbeit und einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kirchen, des Alltags von Christen und der Beziehungen zwischen Staat und Kirche in der DDR und anderen kommunistisch regierten Ländern leisten konnten. Traurig sind wir, dass engagierte Mitglieder und Freunde, die unsere Arbeit über Jahre begleitet und unterstützt haben, von uns gegangen sind. Wir werden Dr. Irina Modrow und Udo Semper nicht vergessen.

Ein Blick auf unsere Website (www.staat-kirche-forschung.de) genügt, um sich einen Überblick über unsere Arbeit im Jahr 2017 zu verschaffen.
Im letzten Jahr der Reformationsdekade haben wir uns speziell mit dem Gegenspieler Luthers, mit Thomas Müntzer beschäftigt und im März die neueste, umfänglichste und wohl bislang beste Müntzer-Biographie von Siegfried Bräuer und Günter Vogler im Institut vorgestellt. In Kooperation mit dem Haus der Geschichte in Wittenberg hatten wir bereits im November 2016 namhafte Müntzer-Forscher zu einer großen Tagung ins Alte Rathaus in Wittenberg zum Thema "So ich das sage, muss ich aufrührerisch sein. Thomas Müntzer – der andere Reformator" eingeladen. Bei dieser Gelegenheit konnten wir die vom Haus der Geschichte rekonstruierte Ausstellung über Thomas Müntzer zeigen, die 1989 im Burg- und Schlossmuseum Allstedt präsentiert worden war.
Mehrere Anfragen und Interview-Wünsche haben wir von den Medien (Rundfunk und Fernsehen) zu den Lutherehrungen 1983 in der DDR erhalten. Unsere drei Publikationen zum gleichen Thema (siehe Anlage) waren in diesem Jahr besonders gefragt.
Im Juli habe ich in der Klosterkirche in Neuruppin die Ausstellung zum fünfteiligen Fernsehfilm "Martin Luther" (Regie Kurt Veth) eröffnet, die wir gemeinsam mit dem Haus der Geschichte in Wittenberg erarbeitet und 2009 in Wittenberg das erste Mal präsentiert haben. Gesprächspartnerin in der Klosterkirche war die Dramaturgin des Luther-Films Dr. Heide Hess. Im Juli hatte ich die Gelegenheit, eine 40-köpfige Gruppe der "Arbeitsgemeinschaft Staat und Gesellschaft e.V." durch die Ausstellungen (Luther ´83, Müntzer ´89 und Atheismus in der DDR) im Barockhaus des Hauses der Geschichte zu führen. Anschließend ging es in Vortrag und Diskussion um die Geschichte der Kirchenpolitik der DDR.

Eröffnet haben wir das Veranstaltungsjahr im Januar 2017 mit der Buchlesung "Manfred Stolpe beraten & gestalten. Weggefährten erinnern sich". Es folgte im Februar ein Vortrag von Dr. Sebastian Holzbrecher (Uni Erfurt) über die Geschichte des Aktionskreises Halle zwischen Kirchenleitung und Staatssicherheit. Mit der jungen Doktorandin Eva Patzelt (Paris) haben wir unsere Reihe "Junge Wissenschaftler stellen sich vor" fortgesetzt. Sie hat bei der Veranstaltung erste Thesen zum Thema "Atheismus-Forschung in der DDR von den 1960er Jahren bis 1990" zur Diskussion gestellt.
Im Mai hatten wir Besuch aus Indien. Rev. John Fernandes sprach über seine Erfahrungen als indischer Theologe in veränderten Kontexten und gab einen Einblick in die religiöse Wirklichkeit Indiens.
Seit 2002 haben wir in jedem Jahr zu einer mehrtägigen Exkursion eingeladen. Auf unserer letzten Exkursion im Juni folgten 45 Teilnehmer den Spuren von Fürst Pückler in Bad Muskau und in Branitz und informierten sich über das neu entstehende Lausitzer Seenland. Ziel der Reise war es zu zeigen, wie der Mensch in die Natur eingreift, sie zerstört, aber auch immer wieder "verbessern" und schöner machen will, als sie uns gegeben ist.
Höhepunkt des Jahres war wie seit 2013 die Verleihung des Horst-Dähn-Preises. Für seine besonderen Leistungen bei der Aufarbeitung der jüngsten Geschichte, insbesondere der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, wurde im Oktober OKR Dr. Ulrich Schröter ausgezeichnet.
Mit einer großen internationalen Tagung am 6. und 7. Dezember zum Thema "Eine freie Kirche in einer freien Gesellschaft. Freikirchliche Perspektiven auf das Verhältnis von Kirche und Staat" haben wir das Veranstaltungsjahr 2017 abgeschlossen. Ca. 70 Teilnehmer folgten den Referaten von namhaften Wissenschaftlern aus Deutschland, den USA, Großbritannien und Polen über die wechselvolle Geschichte der Freikirchen und ihr Verhältnis zum jeweiligen Staatswesen bzw. der sie umgebenden Gesellschaft. Möglich wurde diese Tagung durch eine großzügige Spende von Hans Modrow, der Kooperation mit der Theologischen Hochschule Elstal in Person von Prof. Dr. Martin Rothkegel und dem besonderen Engagement des Mitgliedes unseres Vorstands Pastor Reinhard Assmann.

Am Jahresende möchte ich allen danken, die mitgeholfen haben, unsere Arbeit auch 2017 erfolgreich weiterzuführen. Mein besonderer Dank gilt dem Vorsitzenden unseres Trägervereins, Bischof a. D. Prof. Axel Noack, den anderen Mitgliedern des Vorstands Ute Grauerholz, Dr. Doris Ritschel, Dr. Gerburg Thunig-Nittner und Pastor Reinhard Assmann sowie den ehrenamtlich Tätigen unseres Instituts: Ilse Scholz, Dagmara Liepert, Yvonne Voigt, Sibylle Heise und Peter Schwanz.
Dank gebührt allen, die unsere Arbeit finanziell unterstützt haben, allen voran Dr. Rainer Opitz und Dr. Ursula Dähn.

Gestatten Sie mir noch einige wenige Bemerkungen zu unseren Vorhaben im nächsten Jahr. Unser Institut feiert 2018 seinen 25. Gründungstag. Wir arbeiten zurzeit noch an einem interessanten Veranstaltungsprogramm für dieses besondere Jahr und sind für Vorschläge und Anregungen sehr dankbar. Wir würden 2018 auch wieder gern mit Publikationen an die Öffentlichkeit treten. Dazu brauchen wir allerdings einen ehrenamtlichen Mitarbeiter (mit Aufwandsentschädigung), der uns beim Satz der Texte hilft. Wer also auf diesem Gebiet Erfahrungen hat und diese bei uns einbringen will, ist herzlich willkommen.
Nach unserem Aufruf, uns bei der Gestaltung unserer Website zu helfen, haben sich mehrere Bereitwillige gemeldet, denen wir sehr danken. Inzwischen hat Matthias Thiel diese Aufgabe übernommen.

Diese Erfahrungen ermutigen mich, erneut um Ihre Mithilfe zu bitten. Frau Ilse Scholz hat in den zurückliegenden Jahren unsere Büroarbeiten übernommen. Nunmehr hat sie den Wunsch, aus Altersgründen diese Aufgabe abzugeben. Kurz und gut, wir suchen für unser kleines Team eine ehrenamtliche Bürokraft (mit Aufwandsentschädigung), die uns hilft, die anfallenden Büroarbeiten (Postverkehr, Versand der Einladungen, Buchverkauf u. ä.) zu erledigen. Bitte melden Sie sich, falls Sie dazu Lust und Zeit haben, bei uns.

Zum Schluss noch eine freudige Mitteilung. Am 1. Januar wird die "Ursula-und-Horst-Dähn-Stiftung" ihre Arbeit aufnehmen. Dr. Ursula Dähn, Ehefrau des 2012 verstorbenen Stuttgarter Politikwissenschaftlers, Mitgründers und langjährigen Leiters des Berliner Instituts für vergleichende Staat-Kirche-Forschung, hat sich entschlossen, eine Stiftung ins Leben zu rufen und 250.000 € als Stiftungsvermögen bereitzustellen. Der Zweck der Ursula-und-Horst-Dähn-Stiftung ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung zur Geschichte der christlichen Kirchen während des Kalten Krieges und der Teilung Deutschlands und Europas. Im Fokus stehen dabei besonders Forschungen zur Geschichte der Kirchen, des Alltags der Christen und der Beziehungen zwischen Staat und Kirche in der DDR und anderen kommunistisch regierten Ländern.
Sie wird auf entsprechenden Antrag Forschungs- und Publikationsvorhaben fördern, die sich mit der Geschichte der Kirchen in der Zeit des Kalten Krieges und der Spaltung Deutschlands und Europas beschäftigen. Finanziell gefördert werden Forschungsvorhaben, Publikationen, Ausstellungen, wissenschaftliche Kolloquien und andere öffentliche Veranstaltungen, vorzugsweise im Rahmen der Arbeit des Berliner Instituts für vergleichende Staat-Kirche-Forschung.
Die neue Stiftung ist eine rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts. Sie darf Zustiftungen ohne Zweckbestimmung auf Grund einer Verfügung von Todes wegen dem Stiftungsvermögen zuführen. Das Stiftungsvermögen wird planmäßig in 25 Jahren verbraucht.
Vorsitzender des Stiftungsvorstands ist Dr. Joachim Heise, Leiter des Berliner Instituts für vergleichende Staat-Kirche-Forschung, sein Stellvertreter ist Dr. Wolfgang Krogel, Leiter des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Die Funktion der Schatzmeisterin/ Schriftführerin übt Frau Dr. Ursula Dähn aus. Bei Auflösung oder Aufhebung der Stiftung oder Wegfall steuerbegünstigter Zwecke fällt das Vermögen an die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und darf von dieser ausschließlich für die Förderung von Forschungen auf dem Gebiet der Kirchengeschichte verwendet werden.
Anträge auf Bereitstellung von Fördermitteln können ab 1. Januar 2018 an die Ursula-und-Horst-Dähn-Stiftung, z. H. Dr. Joachim Heise, 10997 Berlin, Bethaniendamm 25 (Tel. 030/22496821) gestellt werden.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Förderer unseres Instituts, Sie sehen, wir haben 2017 viel geschafft und nehmen uns für 2018 viel vor. Seien Sie herzlich eingeladen, in welcher Form auch immer bei uns mitzutun.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein schönes Weihnachtsfest und uns allen ein gutes neues Jahr.

Ihr
Joachim Heise

11.12.2017 Tagung: Eine freie Kirche in einer freien Gesellschaft

Eine freie Kirche in einer freien Gesellschaft

Um freikirchliche Perspektiven zum Verhältnis von Kirche und Staat ging es bei einer internationalen Tagung am 6. und 7. Dezember in Berlin. Die Veranstaltung wurde vom Berliner Institut für vergleichende Staat-Kirche-Forschung in Kooperation mit der Theologischen Hochschule Elstal des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden durchgeführt.

Dass Kirche und Staat getrennt sein sollen hat eine lange Tradition, die bis in das 16. Jahrhundert zurückreicht. Bereits die Täufer der Reformationszeit forderten Glaubensfreiheit und bildeten staatsunabhängige Untergrundkirchen. Auch in Polen und England erhoben Vertreter der „Radikalen Reformation“ als Konsequenz ihres Verständnisses der christlichen Lehre die Forderung nach uneingeschränkter Religionsfreiheit für alle Menschen und nach einer religiös neutralen Staatsordnung. Die Tagung spannte einen Bogen von den theologischen und historischen Ursprüngen des freikirchlichen Verständnisses der Trennung von Staat und Kirche bis hin zu Gegenwartsfragen im Kontext einer religiös pluralistischen, freiheitlichen Gesellschaft.

Wiederherstellung der Kirche nach neutestamentlichem Vorbild
Privatdozentin Dr. Astrid von Schlachta, Universität Regensburg und 1. Vorsitzende des Mennonitischen Geschichtsvereins, beleuchtete das Thema aus Sicht der Täufer des 16. Jahrhunderts. Sie stellte fest, dass es im 16. Jahrhundert weder eine freie Gesellschaft noch eine freie Kirche gab. Auch seien die Täufer keine homogene Gruppe gewesen.
Durch die Bekenntnistaufe hätten sie sich von den bisherigen Reformatoren, aber auch von der alten Kirche abgegrenzt. Durch Verweigerung des Eides und des Kriegsdienstes wären sie aber auch im Gegensatz zur weltlichen Obrigkeit gestanden. Ihnen sei es um die Wiederherstellung der wahren Kirche nach neutestamentlichem Vorbild gegangen. Diese Kirche sollte unabhängig von staatlicher Beeinflussung sein. Das Verhältnis zum Staat sei in den einzelnen Täuferkreisen unterschiedlich gewesen. Die Palette der Möglichkeiten reichte von totaler Verweigerung von Steuer, Kriegsdienst und Eid über eine teilweise Akzeptanz der „Untertanenpflichten“ bis hin zur Annahme eines staatlichen Amtes.

Der Staat soll säkular sein
Dr. Sascha Salatowsky, Forschungsbibliothek Gotha, befasste sich mit den Polnischen Brüdern und den Sozinianern. Der Sozinianismus war eine rationalistische Strömung innerhalb der Theologie und Philosophie des 16. bis 18. Jahrhunderts und gehört zu den Impulsgebern der europäischen Aufklärung. Die Strömung ist nach dem italienischen Antitrinitarier Lelio Sozzini und seinem Neffen Fausto Sozzini benannt. Das Zentrum des Sozinianismus war die polnische Stadt Raków, wo sich die „Polnischen Brüder“ 1564 von der Reformierten Kirche in Polen abgespalten hatten. Wie schon die Täufer vor ihnen verurteilten auch sie den Krieg und lehnten den Kriegsdienst ab. Da sie von der Gleichheit aller Menschen überzeugt waren, wandten sie sich auch gegen die Feudalhierarchie. Ausgehend von der Überzeugung, dass die Bibel die alleinige Quelle der Lehre sei und als Wort Gottes nichts enthalten könne, was der Vernunft widerspricht, lehnten die Sozinianer die kirchliche Lehre von der Trinität, der Inkarnation und den Sakramenten ab. In der Kirche der Brüder habe es ständig Diskussionen über das Verhältnis von Kirche und Staat gegeben. Dort sei die Auffassung vertreten worden, dass der Staat säkular sein müsse, um allen Konfessionen ihre Freiheit zu bieten.

Gewissen als Naturrecht
Die englische Reformation war eine staatlich Maßnahme, indem sich König Heinrich VIII. 1534 von Rom trennte und die Anglikanische Staatskirche mit ihm als Oberhaupt gründete, so Professor Dr. John Coffey, University of Leicester/Großbritannien. Die Bischöfe wurden von den Monarchen ernannt und die Kirche war dem Staat rechenschaftspflichtig. Die Kirche von England habe daher nahezu die gesamte Bevölkerung umfasst. Gegen die Staatskirche protestierte als einer der ersten Thomas Helwys, der 1612 die erste Baptistengemeinde Englands in London gründete. Radikale, puritanische Dissenter (Abweichler) formulierten im 17. Jahrhundert den Satz „Die Freiheit des Gewissens ist ein Naturrecht“, sodass es nicht im Ermessen des Staates läge Duldung zu gewähren. Sie forderten „Glaubensfreiheit“ sowie die Trennung von Kirche und Staat. Doch dies sei die Auffassung einer Minderheit gewesen. Die „Uniformitätsakte“ von 1662 habe der gesamten Nation abermals mit den Anglikanern eine einzige, autorisierte Kirche aufgezwungen.

Betonung der Menschenwürde
Professor Dr. Gerhard Lindemann, Technische Universität Dresden, befasste sich mit dem Dissentertum und dem Liberalismus im England des 19. Jahrhunderts. Als Dissenter wurden die protestantischen „Nonkonformisten“ bezeichnet, die sich im Laufe der Kirchenreformen des 16. bis 18. Jahrhunderts von der Anglikanischen Kirche trennten und eigene Glaubensgemeinschaften bildeten. So entstand der Kongregationalismus, der von der Unabhängigkeit und Entscheidungsgewalt der einzelnen Kirchengemeinde ausgeht und forderte, dass der Staat so wenig wie möglich in die religiösen Belange der Bürger eingreifen solle. Die Quäker, die Religiöse Gesellschaft der Freunde, setzten sich für die Würde aller Menschen ein, sodass es in England zu einem Bündnis von Christen, Politikern, Schriftstellern und Journalisten kam und das Parlament schließlich 1833 die Aufhebung der Sklaverei im britischen Kolonialreich beschloss. Es gab auch Kampagnen für die Trennung von Kirche und Staat, sodass ab 1828 die Nonkonformisten auch politische Ämter bekleiden durften und damit den Anglikanern rechtlich gleichgestellt wurden.1829 erfolgte für die Katholiken die Aufhebung aller rechtlichen Beschränkungen.

Unpolitische Freikirchen in Deutschland
Über die Freikirchen im Deutschland des 19. Jahrhunderts sprach Dr. Thomas Hahn-Bruckart, Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Freikirchen seien in dem konfessionell geprägten Deutschland geduldet worden, wenn sie nicht als staatgefährdend galten oder wenn sie sogar wirtschaftliche Vorteile brachten, wie etwa die Hugenotten. Im 19. Jahrhundert kamen neben der Herrnhuter Brüdergemeine und den Mennoniten weitere Freikirchen dazu. Hahn-Bruckart schilderte die Entstehung der Baptisten (erste Gemeinde 1834 in Hamburg), der Methodisten (seit 1831 in Württemberg) und der Freien evangelischen Gemeinde (1854 in Wuppertal-Elberfeld). Diese hätten durch die Staatskirchen Repressionen erlitten und versucht, sich an die staatlichen Gegebenheiten anzupassen, indem sie ihre Staatstreue betonten und sich unpolitisch verhielten.

Freikirchen loyal zum NS-Staat
Um Freikirchen im Nationalsozialismus ging es im Vortrag von Dr. Andreas Liese, Institut für Baptismusstudien der Theologischen Hochschule Elstal. Er hatte dabei die 1926 in Leipzig gegründete Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) im Blick zu der damals die Baptisten, Methodisten und die Freie evangelische Gemeinde gehörten. Auch in der Weimarer Republik seien die Freikirchen, trotz Religionsfreiheit, ausgegrenzt und als Sekte bezeichnet worden. Die VEF blieb zur damaligen Regierung auf Distanz. Sie beklagte unter anderem einen Verfall der Sitten und dass auch Gottlosen Rechte eingeräumt würden. Trotz gewisser Vorbehalte habe es dagegen positive Äußerungen zum NS-Staat gegeben, da ein Christ der Obrigkeit untertan sein solle. Gelobt worden seien das von der Regierung propagierte „positive Christentum“ und der Kampf gegen „Schund und Schmutz“. Die VEF zeigte sich dankbar für die neue Regierung, denn es habe die Gefahr bestanden, dass sonst die Kommunisten die Macht ergriffen hätten und mit ähnlichen Verhältnissen wie in der Sowjetunion, einschließlich der Verfolgung von Christen, zu rechnen gewesen wäre. Die Freikirchen wären gegenüber dem NS-Staat loyal aufgetreten und wollten unpolitisch ein. Ihnen sei es allein um die Verkündigung des Evangeliums gegangen.

Untypisches Verhalten in der DDR
Dr. Imanuel Baumann, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, schilderte das Wirken des baptistischen Laienpredigers Helmut Samjeske in der Etablierungsphase der SED-Diktatur. Dieser sei bereits 1939 wegen seines konfrontativen Verhaltens zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wäre er vom Baptistenbund wegen seiner polemischen Verkündigung gerügt worden. Dennoch habe er im Oktober 1950 eine Evangelisationsreise in Mecklenburg mit 50 Vorträgen durchgeführt. Dabei habe er sich auch gegen die sozialistische Friedenspolitik und den Fortschrittsglauben ausgesprochen und betont: „Wir warten nicht auf Frieden, sondern auf unseren Heiland.” Zu den einzelnen Veranstaltungen wären bis zu 300 Menschen gekommen. Daraufhin wurde er 1951 wegen „Hetze gegen die DDR“ verhaftet und zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 28. Mai 1953 verstarb er in der Haft. Baumann betonte, dass das Verhalten von Samjeske untypisch für die Baptisten in der DDR gewesen sei.

Wächteramt der Kirche
Wie ein Christ als zivilgesellschaftlicher Akteur wirken kann, machte Professor Dr. Michael Haspel, Friedrich-Schiller-Universität Jena und Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen, am Beispiel des Bürgerrechtlers und baptistischen Pastors Martin Luther King deutlich. Die damalige Bürgerrechtsbewegung sei geprägt gewesen durch die Akzeptanz der politischen Demokratie, die Hoffnung auf den Rechtsstaat, Mitwirkung von Mitgliedern aus unterschiedlichen Kirchen und Religionen, die theologische und politische Begründung der Bürger- und Menschenrechte sowie die Rolle der Kirche als „Gewissen und Wächteramt”. Das bedeute, dass christliche Nächstenliebe sich auch für Gerechtigkeit in der Gesellschaft einsetzt. Der Glaube zeige sich im Handeln. Die individuelle und die soziale Erlösung könnten nicht voneinander getrennt werden.

Trennmauer zwischen Kirche und Staat in den USA
Professor Dr. Curtis Freeman, Duke University, Durham, North Carolina/USA, ging es um die Trennmauer zwischen Kirche und Staat in den USA. Der Amerika-Immigrant Roger Williams, ein Baptist, verließ England auf der Suche nach Glaubensfreiheit. Er entschied sich, in Providence (Rhode Island) eine Kolonie aufzubauen „als Zuflucht für Menschen mit Gewissenszweifel“. Durch königliche Urkunde von 1663 wurde allen dortigen Bewohnern die Glaubensfreiheit gesichert. Der 1791 verabschiedete 1. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten verbietet dem Kongress, Gesetze zu verabschieden, welche die Redefreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit oder das Petitionsrecht einschränken. Außerdem verbietet der Artikel die Einführung einer Staatsreligion und die Bevorzugung oder Benachteiligung einzelner Religionen durch Bundesgesetz. Das gilt auch für die einzelnen Bundesstaaten. Diese Trennmauer stoße laut Freemann heute bei konservativen Baptisten und anderen Evangelikalen in den USA auf Protest, wenn Oberste Gerichte beispielsweise Gebete, Bibellesungen und andere religiöse Aktivitäten in öffentlichen Schulen als Verstöße gegen die Entstaatlichungsklausel interpretierten. Die Kritiker würden dem Gericht dann oftmals vorwerfen, die freie Glaubensausübung zu unterdrücken.

„Hinkende Trennung“ zwischen Kirche und Staat in Deutschland
Der Jurist Dr. Harald Mueller, Leiter des Instituts für Religionsfreiheit, Theologische Hochschule der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg, befasste sich mit dem Thema „Staat, Kirchen und Freikirchen in der Bundesrepublik Deutschland”. Er stellte fest, dass in Deutschland das Verhältnis zwischen Staat und Religionsgemeinschaften bis heute von der 1919 durchgeführten „hinkenden Trennung“ zwischen Staat und Kirche geprägt sei.

Internationale Kirche und Staat
Dr. Peter Vogt, Evangelische Brüder-Unität Herrnhut, stellte mit der Herrnhuter Brüdergemeine das Modell einer internationalen Kirche vor. Die 1722 gegründete Freikirche ist heute mit 1,2 Millionen Mitgliedern und rund 1.600 Gemeinden in über 35 Ländern vertreten, hauptsächlich in Afrika und in der Karibik. Bei dieser grenzüberschreitenden Kirche gehe es nicht mehr um das Verhältnis Kirche und Staat in einem bestimmten Land. Die weltweite Verbundenheit mit den Mitgliedern in anderen Ländern bewirke, dass die Brüder-Unität nicht zu eng mit einem bestimmten Staat verbunden sein wolle.

Polen: eine liberale katholische Republik
Der Baptist Professor Dr. Dr. Tadeusz J. Zielinski, Christliche Theologische Akademie Warschau/Polen, stellte die These auf, dass man derzeit den polnischen Staat als eine liberale katholische Republik bezeichnen könne: katholisch im Hinblick auf die enge Beziehung zur römisch-katholischen Kirche, liberal, weil der Staat den Nichtkatholiken umfangreiche Freiheiten garantiere. Dennoch gebe es eine erhebliche Ungleichbehandlung zwischen den religionsverfassungsrechtlichen Normen und dem tatsächlichen Verhalten staatlicher Institutionen. Dadurch werde der Grundsatz der religiösen Neutralität des Staates tendenziell unterlaufen. Von den etwa 39 Millionen Polen gehörten etwa 34 Millionen der römisch-katholischen Kirche an. Insgesamt seien 160 Religionsgemeinschaften gesetzlich anerkannt oder registriert. Etwa 300.000 Personen gehörten keiner Religionsgemeinschaft an.

Freikirchlicher Zwischenruf
Zum Schluss der Tagung gab es noch einen „freikirchlichen Zwischenruf“ von Pastor Peter Jörgensen, Beauftragter der Vereinigung Evangelischer Freikirchen am Sitz der Bundesregierung. Er stellte die Frage, in welcher Gesellschaft die Mitglieder der Freikirchen leben wollten: In einer offenen, pluralistischen Gesellschaft, welche die Religionsfreiheit garantiert oder in einer geschlossenen Gesellschaft, in der sich der Staat mit einer bestimmten Religion identifiziert? Beim letzteren Modell bestehe die Gefahr, dass Minderheiten ausgegrenzt würden. Doch Religionen seien nicht gedacht, um zu regieren, so Jörgensen. Dennoch sollten Religionsgemeinschaften nicht nur den einzelnen Mitgliedern guttun, sondern auch der Gesellschaft.

Quelle: Nachrichtenagentur APD

6. und 7. Dezember 2017 Internationale Tagung: Eine freie Kirche in einer freien Gesellschaft • Freikirchliche Perspektiven auf das Verhältnis von Kirche und Staat

Liebe Freunde und Förderer des Instituts,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich lade Sie herzlich zu unserer Veranstaltung am 6. und 7. Dezember 2017 ein.
In Deutschland ist das Verhältnis zwischen Staat und Religionsgemeinschaften bis heute von der im Jahr 1919 durchgeführten „hinkenden Trennung“ zwischen Staat und Kirche geprägt. Unsere Tagung spannt einen Bogen von den theologischen und historischen Ursprüngen des freikirchlichen Verständnisses der Trennung von Kirche und Staat bis hin zu Gegenwartsfragen im Kontext einer religiös pluralen, freiheitlichen Gesellschaft.

Tagungsleitung:
Pastor Reinhard Assmann (Berliner Institut für vergleichende Staat-Kirche-Forschung)
Prof. Dr. Martin Rothkegel (Theologische Hochschule Elstal)

Ich freue mich auf Sie, Ihre Freunde und Bekannten zu dieser Veranstaltung.

Mit herzlichen Grüßen – Ihr Joachim Heise

21. November 2017 „Abendgespräche über Gott und die Welt”

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde und Förderer des Instituts,

hiermit laden wir Sie zu unserer nächsten Veranstaltung ganz herzlich ein. Wir freuen uns sehr, dass es gelungen ist, den ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg Matthias Platzeck als Gast in unserer Reihe "Abendgespräche über Gott und die Welt" zu gewinnen.
Sein Leben als Bürgerrechtler in der DDR, seine politische Laufbahn als Minister, Ministerpräsident und Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands allein gäben Gesprächsstoff für mehrere Gesprächsrunden. Nicht weniger interessant ist sein politisches Engagement nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Brandenburgischen Ministerpräsidenten, insbesondere seine Rolle im deutsch-russischen Dialog, sowie seine Meinung zu aktuellen Fragen der deutschen und internationalen Politik. Es erwartet Sie also mit Sicherheit ein interessanter und anregender Abend.

Wir bitten Sie, sich zu dieser Veranstaltung unbedingt anzumelden.

Wir würden uns freuen, Sie bei uns begrüßen zu können.

Ihr Joachim Heise

11. Juni - 13.Juni 2017 Institutsexkursion

Liebe Freunde und Förderer des Instituts,
sehr geehrte Damen und Herren,

hiemit laden wir Sie ganz herzlich zur Institutsexkursion 2017 ein. Thematisch wird es uns um die Frage gehen, wie der Mensch versucht, die ihn umgebende Natur in seinem Sinne und nach seinen Interessen und Vorstellungen zu formen bzw. zu verformen. Dazu folgen wir den Spuren von Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau, einer der schillerndsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Er war, so heißt es auf der Homepage "einer der großen europäischen Gartenkünstler, Dandy, Frauenheld, erfolgreicher Reiseschriftsteller, geistreicher Gesellschafter, Liebhaber auserlesener Speisen und Namensgeber für ein Speiseeis". Auf unserem Reiseplan stehen demzufolge Besuche in Schloss und Park Muskau und in Schloss und Park Branitz.

Außerdem werden wir uns über das Entstehen des Lausitzer Seenlandes informieren und erste Eindrücke von einer Landschaftsgestaltung ganz anderer Art, als wir sie in Muskau und Branitz gewinnen können, sammeln. Durch die Flutung stillgelegter Braunkohlentagebaue soll bis 2018 in der Lausitz ein künstlich angelegtes Seengebiet mit 9 Seen und schiffbaren Kanälen und einer Wasserfläche von 7.000 Hektar entstehen. Es wird dann die größe künstlich angelegte Wasserlandschaft Europas und das viertgrößte Seengebiet Deutschlands sein.

Unsere Reise beginnt am 11. Juni und endet am 13. Juni, eine Zeit, in der uns der Frühling mit all seiner Pracht und schönem Wetter verwöhnen wird.

Am ersten Tag werden wir uns ganz dem Schloss und dem Park in Muskau widmen, wo Fürst Pückler am 30. Oktober 1785 geboren wurde. Am zweiten Tag geht es mit dem Bus ins Lausitzer Seenland. Am dritten Tag endet unsere Reise im Schloss und Park Branitz, wo Fürst Pückler am 4. Februar 1871 gestorben ist. Übernachten werden wir im Johannes-Haus und im City-Hotel in Cottbus.

Derzeit sind wir dabei, die Details der Reise zu planen. Wir bitte also noch um etwas Geduld, bis wir Ihnen den detaillierten Ablauf der Exkusion mitteilen können. Dabei werden wir die vielfältigen Angebote in Muskau und Branitz nutzen (Schlossführungen, Kutschfahrten, Gondelfahrten, kleine Fahrradtouren). Es wird Gelegenheit sein, durch Cottbus zu bummeln. Vielleicht gelingt es uns, Karten für das Cottbusser Staatstheater zu bekommen. Natürlich ist das Picknick im Freien wieder fester Bestandteil des Programms. Auch diesmal werden wie Ihnen einige Angebote machen, die Sie zusätzlich zum allgemeinen Programm in Anspruch nehmen können.

Wir werden uns auch 2017 bemühen, in dem preislichen Rahmen (ca. 180 bis 200 €) der zurückliegenden Exkursionen zu bleiben. Sie wissen, dass die Exkursion nur stattfinden kann, wenn mindestens 45 zahlende Gäste teilnehmen. Die Erfahrungen der zurückliegenden Jahre zeigen, dass die Plätze schnell nachgefragt werden. Deshalb gilt auch diemal der alte Spruch: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!" Falls Sie gern an der Institutsexkursion 2017 teilnehmen wollen, so schicken Sie bitte die beiliegende Anmeldung an uns zurück. Wir werden Sie dann weiter über die Vorbereitungen auf die Exkursion informieren.

Seien Sie also herzlich eingeladen zu einer hoffentlich unvergeßlichen Reise in zwei der schönsten Schloss- und Parkanlagen Deutschlands und Europas und zu einem ungewöhnlichen Versuch, Schäden, die der Mensch der Natur zugefügt hat, nicht einfach nur zu reparieren, sondern Neues zu gestalten.



Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Joachim Heise

18. Mai 2017 „Ungebahnte Wege“ – Erfahrungen eines indischen Theologen in sich wandelnden Kontexten

Liebe Freunde und Förderer des Instituts,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte Sie ganz herzlich zu unserer nächsten Veranstaltung einladen. In unserer fast 24-jährigen Geschichte hatten wir selten Gäste gehabt, die von soweit herkamen wie Rev. Dr. Fernandes. Wir freuen uns, durch ihn unseren Blick für eine Region unserer Welt zu weiten, die ansonsten nicht in unserem Folkus ist. John Fernandes ist ein katholischer Theologe und Priester aus Mangaluru (Indien). Er studierte Philosophie und Theologie in Puna sowie an der Universität Innsbruck. Er promovierte zu einem interreligiösen Thema an der Universität Trier. Die Themen Frieden und Gerechtigkeit bestimmen sein gesellschaftliches und politisches Engagement.

Ich würde mich freuen, Sie, Ihre Freunde und Bekannten, die an dem Veranstaltungsthema interessiert sind, begrüßen zu können.



Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Joachim Heise

26. April 2017 Atheismus-Forschung in der DDR von den 1960er Jahren bis 1990

Liebe Freunde und Förderer des Instituts,
sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit möchte ich Sie herzlich zu unserer Veranstaltung am 26. April einladen. In der vor Jahren begonnenen Reihe „Junge Wissenschaftler stellen sich vor“ begrüßen wir Frau Eva Patzelt. Sie bereitet ihre Promotion zum Thema „Atheismus-Forschung in der DDR von den 1960er Jahren bis 1990“ vor und hat dazu mehrfach Rat und Unterstützung in unserem Institut gefunden. Wir wollen Frau Patzelt bei der Veranstaltung Gelegenheit geben, ihr Konzept und erste Arbeitsergebnisse vorzutragen und zur Diskussion zu stellen. Auf diese Weise hoffen wir, das Gelingen des Projekts zu befördern. Dies erscheint auch schon deshalb wichtig, weil seriöse Forschungen zum Thema „Atheismus in der DDR“ in den zurückliegenden Jahren eher selten geblieben sind.

Ich würde mich freuen, Sie, Ihre Freunde und Bekannten, die an dem Veranstaltungsthema interessiert sind, begrüßen zu können.



Bis dahin wünsche ich Ihnen eine gute Zeit und grüße Sie herzlich.
Ihr
Joachim Heise


In eigener Sache

  1. (Die nächste Veranstaltung findet am 18. Mai statt. Gast ist der indische Theologe John Fernandes.
  2. Einige Plätze für unsere Institutsexkursion vom 11. bis 13. Juni in die Lausitz sind noch frei. Es besteht also die Möglichkeit für Interessierte sich noch anzumelden.

03. April 2017 Mitgliederversammlung

Am 3. April 2017 trat die Mitgliederversammlung des Träger- und Fördervereins des Berliner Instituts für vergleichende Staat-Kirche-Forschung zu ihrer turnusmäßigen Wahl des Vorstands zusammen. Nach den Berichten des Vorstands und der Institutsleitung sowie der Schatzmeisterin und der Revisionskommission wurden gewählt: Bischof a. D. Prof. Axel Noack zum Vorsitzenden, Ute Grauerholz zu seiner Stellvertreterin, Dr. Doris Ritschel zur Schatzmeisterin und Dr. Gerburg Thunig-Nittner und Reinhard Assmann zu Beisitzern.

Den Text des Berichts des Vorstands und der Institutsleitung können Sie in der Rubrik
Texte nachlesen.

15. März 2017 Ein Gespräch über die neueste und wohl beste Müntzer-Biographie

Ein Gespräch über die neueste und wohl beste Müntzer-Biographie:

Siegfried Bräuer / Günter Vogler:
„Thomas Müntzer: Neue Ordnung machen in der Welt. Eine Biographie“

Liebe Freunde und Förderer des Instituts,
sehr geehrte Damen und Herren,

die Reformationsdekade geht zu Ende und erreicht in diesem Jahr ihren Höhepunkt. Alle reden über Martin Luther, obwohl doch beabsichtigt war, allen reformatorischen Ansätzen gebührenden Platz in den zurückliegenden zehn Jahren zu schenken. Deshalb diskutieren wir am 15. März über Thomas Müntzer, den anderen Reformator.

Zu uns eingeladen hatten wir dazu zwei profunde Kenner „der Materie“, die Professoren Sieg-fried Bräuer und Günter Vogler. Beide verbindet ein leidenschaftliches wissenschaftliches Interesse an dem Prediger, Seelsorger und Mitstreiter im deutschen Bauernkrieg, an Thomas Müntzer. Dieses Interesse hat beide lange vor dem Ende der DDR zusammengeführt, als es im Staat und auch in den Kirchen nicht opportun war, dass kirchliche und marxistische Historiker miteinander debattieren. Von 1981 bis 1990 waren beide Teilnehmer der 20 Expertengespräche zwischen kirchlichen und marxistischen Reformationshistorikern der DDR über Martin Luther und Thomas Müntzer, die von der Öffentlichkeit kaum oder gar nicht wahrgenommen wurden.1

Auf die Frage, was von diesen Gesprächen inhaltlich geblieben sei und ob sie Spuren in der Luther-Müntzer-Forschung hinterlassen hätten, antwortete Siegfried Bräuer 2011 in einem Interview: „Zu Vogler pflege ich noch heute engsten fachlichen Kontakt, wir unterstützen uns gegenseitig bei Bibliographien, er liest meine Manuskripte und umgekehrt – es ist ein bilaterales Weiterarbeiten. In der heutigen Forschungslandschaft ist so etwas praktisch nicht mehr möglich. Auch bei Kirchenhistorikern bildet jeder seine eigene Welt und spricht kaum mal mit einem Kollegen über seine Projekte, schließlich sind die anderen immer auch Konkurrenten um Forschungsgelder usw.2

Leider musste uns Prof. Bräuer aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. So werden wir am 15. März das Gespräch über die jüngste Frucht des „bilateralen Weiterarbeitens“ zwischen Bräuer und Vogler mit Prof. Vogler allein bestreiten müssen.

Ich würde mich freuen, wenn ich Sie zu dieser Veranstaltung begrüßen könnte. Selbstverständlich sind Ihre Kollegen, Freunde und Bekannten bei uns herzlich willkommen.



Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Joachim Heise

10. Februar 2017 Der Aktionskreis Halle zwischen Kirchenleitung und Staatssicherheit

Liebe Freunde und Förderer des Instituts,
sehr geehrte Damen und Herren,

In unserer zweiten Veranstaltung im neuen Jahr wird es um ein interessantes Kapitel der Geschichte der katholischen Kirche in der DDR gehen, den Aktionskreis Halle (AKH). Der AKH wurde nicht nur für die katholische Kirche in der DDR zu einer Herausforderung. Auch die DDR-Oberen betrachteten ihn als politischen Störfaktor.

Auf der Homepage des Aktionskreises Halle heißt es zur Frage „Woher kommen wir?“:

Der AKH wurde 1969 in Halle/Saale von Mitgliedern der dortigen Studentengemeinde, des Akademikerkreises und einem großen Teil der Pfarrer des damaligen Kommissariates Magdeburg gegründet.

Äußerer Anlass war die Absetzung des Weihbischofs von Magdeburg. Da das 2. Vatikanische Konzil gerade verabschiedet war, erwartete man bei der Neuernennung ein Mitspracherecht. Dieses wurde zwar verweigert, doch aus der Aktion wurde eine feste Einrichtung – der Aktionskreis Halle.

Pfarrer und Laien forderten gemeinsam die Beschlüsse des 2. Vatikanums ein, zeigten Defizite in Gesellschaft und Kirche auf und informierten über Veröffentlichungen in kirchlichen Zeitschriften des Westens. Damit solche Informationen in der damaligen DDR einen größeren Leserkreis erreichen konnten, wurden Briefsendungen 3-4 mal jährlich an etwa 600 Adressaten verschickt. Diese – nicht selten 20 Seiten umfassenden – Sendungen waren die eigentlichen „Aktionen“ des Kreises.

Bis zu vier Jahresvollversammlungen des Aktionskreises wurden als wichtige Anlaufpunkte und Austauschgelegenheiten genutzt.

Mit solchen Aktivitäten machte sich der Kreis einerseits bei der Kirchenleitung unbeliebt, andererseits wurde er argwöhnisch von staatlichen Institutionen beobachtet. Im Nachhinein konnte festgestellt werden, dass diese Stellung „zwischen allen Stühlen“ dem Kreis letztendlich das Überleben ermöglichte.

In den zurückliegenden Jahren haben wir leider oftmals die Erfahrung machen müssen, dass Veranstaltungen, in denen es um Fragen der Geschichte der katholischen Kirche in der DDR ging, nur auf mäßiges Interesse gestoßen sind. Wir hoffen sehr, dass es diesmal anders sein wird. Seien Sie und auch Ihre Freunde und Bekannten also herzlich eingeladen, sich mit einer Thematik zu beschäftigen, die ein besonderes Licht auf die Geschichte der DDR und der katholischen Kirche wirft.



Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Joachim Heise

12. Januar 2017 Buchlesung „Manfred Stolpe beraten & gestalten Weggefährten erinnern sich“

Liebe Freunde und Förderer des Instituts,
sehr geehrte Damen und Herren,

wir beginnen das neue Jahr mit einer Lesung aus dem o. g. Buch. Dr. Ulrich Schröter wird das Buch, das zum 80. Geburtstag von Manfred Stolpe erschienen ist, auf unterhaltsame Weise präsentieren. Frau Rosemarie Cynkiewicz, Frau Dr. Christa Grengel und Karl-Heinrich Lütcke werden ihm dabei „assistieren“. Dr. Manfred Stolpe wird versuchen, dabei zu sein.

Ich würde mich freuen, Sie zu unserer Veranstaltung begrüßen zu können. Selbstverständlich sind Freunde und Bekannte von Ihnen ebenfalls herzlich willkommen.



Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Joachim Heise